Frauenfrühstück

Leben als Christin zwischen Anspruch und Wirklichkeit – Vortrag mit Christel Hausding

Portrait von Christel Hausding

Christel Hausding

Etwa 80 Frauen (und einige Männer) genossen in der Merklinger Gemeindehalle gemeinsam ihr Frühstück. Musikalisch wurde der Morgen von Traude und Samuel Schmid gestaltet. Christel Hausding, Präsidentin unserer württembergischen Landessynode, sprach über „Leben als Christin zwischen Anspruch und Wirklichkeit“.

Hausding setzte beim dem Wunsch ein, aus seinem Leben etwas zu machen. „Doch wie frei bin ich wirklich, wo bin ich festgelegt, werde ich gelebt?“, fragte Hausding. Die Gesellschaft sage: Verwirkliche dich selbst! Ob ein anderes Leitbild helfe, sei fraglich, so etwa „für Andere leben“. Zu Lasten der Frau sei das falsch verstandene „Gehilfin“ (Martin Luther zu 1. Mose 1) oder das „Untertan sein“ (Epheserbrief) gegangen. Heute wie damals sei ein Duett und kein Duell im Zusammenleben gefordert. Durch die industrielle Revolution habe sich das Berufs- und Familienleben auseinander dividiert und der Frau andere Rollen aufgedrängt. Die Frau habe heute weniger Kind-Zeit, mehr Scheidungen, mehr Berufstätigkeit, sei besser ausgebildet und abgesichert und gewinne von daher Broterwerb, Verwirklichung und Status. Familie, Ehrenamt und Elternpflege seien eigentlich keine wahlfreien Rollen mehr. Die Vorbilder, z.B. Eltern, helfen heute nicht mehr und ledig sein oder kinderlos sein sei kein Makel mehr.

Aufnahme vom Frauenfrühstück in der Merklinger Gemeindehalle

Frauenfrühstück in der Merklinger Gemeindehalle

Sehr viele unterschiedliche Lebensentwürfe seien heute gleich-gültig, so sei unter verwirrenden Möglichkeiten der eigene Weg zu finden. Das sei anstrengend und manchmal auch lästig. Die Frage sei, ob wir heute Freiheit hätten für alles und jedes. Manches zwinge uns die Gesellschaft auf: Hausfrauendasein zähle nichts, mehr als zwei Kinder gehe nicht, Ehrenamt bringe nichts. Dies seien Trends mit Sogwirkung; aber: Trends vergingen. Freiheit hier bedeute zuerst Emanzipation von der öffentlichen Meinung. Das gehe nur, wenn wir eine eigene Zielvorstellung hätten. Christinnen und Christen passten sich nicht der Welt an, sie ließen sich von Gott immer neu ausrichten. So seien wir auf ihn ausgerichtet und ihm verantwortlich im Sinne einer Antwort. Gott sei unser Ruhepol. Bei Anpassung an die Gesellschaft würden wir gelebt und stöhlen uns aus der Verantwortung für Andere. Ein Weg durch Klippen werde es sein, das Leben in der Gemeinschaft mit Gott in Verantwortung vor ihm.Völlig frei seien wir nie. Dennoch hätten alle Menschen eine tiefe Sehnsucht nach erfülltem, gelingendem, stimmigem, harmonischem und zufriedenem Leben in Gewissheit. Darum bräuchten wir – das sei modern – Berater. Beratung in höchster Kompetenz für solches Leben biete Gott, sonst müsse man selbst Mittelpunkt im Sinne von Selbstverwirklichung werden und sich um sich selbst drehen. So entstünde Neid, Missgunst, Streit, Zwist, Mobbing und Unzufriedenheit – Sinnverlust folge. Gott wolle, dass sich unser Leben entfalten könne. Sein Sohn Jesus Christus baue die Vertrauensbrücke neu, dann gebe es nichts mehr in einem Leben, das nichts mit Gott zu tun habe.Hausding zitierte die theologische Erklärung von Barmen vor 75 Jahren: Jesus habe Anspruch auf unser ganzes Leben. Die Grundlage sei: „Ich bin von Gott geliebt und angenommen. Darum rede ich mit ihm, vertraue auf seine Leitung Er sorgt für mich und führt mich, gibt mir eine Antwort auf die Frage, wer ich bin.“ Sie verwies auf Psalm 139: „Gott kennt und liebt mich.“Hausding erinnerte an das Jesuswort: „Ich bin gekommen, dass sie das Leben und die Fülle haben.“ Sie forderte dazu auf, die Vaterunserbitte „dein Wille geschehe!“ ernst zu nehmen. So könnten sich tragfähige Netze entwickeln, die zwar auch ein Stück weit begrenzten, aber auch trügen in der Gemeinschaft mit und Verantwortung für Andere. In der christlichen Gemeinde bekämen Menschen Einschätzung und Wertschätzung und Gewißheit. So werde das „Fürchte dich nicht! Ich bin mit dir!“ erlebbar. Auch Nicht-Gelungenes könne so in den Lebensentwurf integriert werden.

 

Autor: Heinrich Hauerstein