Unsere Kinder sind uns wert und teuer - Armut hier und weltweit

Forum im Gemeindehaus Gerhausen

Außenansicht des Evang. Gemeindehauses in Gerhausen

Pfarrer Immanuel Kögler, Kinderwerk Lima

Um Kinderarmut in der weiten Welt und in Deutschland ging es bei einem Forum im Evangelischen Gemeindehaus in Gerhausen im Rahmen des Landesmissionsfestes. Pfarrerin Simone Straub zitierte in ihrer Einführung eine Statistik der zufolge ein Kind in Deutschland rund 560 Euro im Monat kostet. „Unsere Kinder sind uns wert und teuer“ hieß denn auch die zweideutige Überschrift des Forums. Moderator Thomas Kayser meinte, es werde immer deutlicher, dass die Schere zwischen Arm und Reich größer werde.

Aufnahme von Prälatin Gabriele Wulz, Renate Schmid, Vorsitzende der Bezirkssynode, Pfarrerin Ulrike Sill als Zuhörerinnen

Als Zuhörerinnen Prälatin Gabriele Wulz, Renate Schmid, Vorsitzende der Bezirkssynode, Pfarrerin Ulrike Sill

Internationale Gäste berichteten aus Peru, Kamerun und Indien über die Situation der Kinder in ihren Ländern sowie die Bemühungen kirchlicher Hilfswerke diese zu verbessern. Pfarrer Immanuel Kögler vom Kinderwerk Lima zeigte bedrückende Bilder von Kindern in Lima, die im sozialen Ghetto in großer Armut aufwachsen. In Peru gebe es extreme soziale Gegensätze. In den Slums seien die Kinder schlecht ernährt und medizinisch unzureichend versorgt. 70 Prozent der Kinder seien auf sich selbst gestellt und müssten oft noch jüngere Geschwister versorgen. Kinderarbeit und seine sehr schlechte Bildungssituation sind symptomatisch. Der Kinderarmut die sich materiell, psychisch, geistlich und sozial äußert, will das Hilfswerk mit Erziehungs- , Bildungs-, und Ausbildungsangeboten begegnen. Auf Elternarbeit sowie geistliche Orientierung wird ebenfalls großen Wert gelegt. „Wir wollen ein Wertefundament legen. Ziel ist auch, dass die Kinder durch Gottesdienst, Gemeinschaft und Gebet lernen Gott zu vertrauen“, sagte Kögler.

Aufnahmen von Reverend Julius Ambe Ngwa aus Kamerun und Pfarrer Martin Schoch

Reverend Julius Ambe Ngwa aus Kamerun und Pfarrer Martin Schoch

Reverend Julius Ambe Ngwa aus Kamerun und Pfarrer Martin Schoch vom Landesverband Kinderkirche pflegen eine Partnerschaft in der Jugend- und Kinderkircharbeit. Ngwa bezeichnete sie als „Gottesgeschenk“. Der Landesverband finanziert das Vorbereitungsheft für den Kindergottesdienst, Begegnungen zwischen Mitarbeitern in Kamerun sowie eine Austausch zwischen Deutschland und Kamerun. Aufgrund des Schulgeldes besuchten nur 30 Prozent der Kameruner Kinder die Schule. Korruption ist ebenfalls ein Grund, welcher die Armutssituation verschlimmert.

Pfarrer Victor Joshua (links) mit Übersetzer Gotthilf Bühler

Pfarrer Victor Joshua (links) mit Übersetzer Gotthilf Bühler

Von der Church of South India berichtete Pfarrer Victor Joshua. Das Kastensystem ist dort eine Ursache für Armut. Die Unberührbaren und Ureinwohner sind davon am meisten betroffen. Kinder haben oft keine Kindheit aufgrund der verbreiteten Kinderarbeit und Schuldknechtschaft. Mädchen werden oft als Last empfunden, weil hohe Mitgiften bei der Heirat anstehen. Sie werden deshalb oft abgetrieben oder medizinisch schlecht versorgt. In Kinderheimen will man mit Schul- und Ausbildungsangeboten der Situation begegnen.

Pfarrer Otto Frey (Mitte) mit Moderator Bürgermeister Thomas Kayser, Blaustein

Pfarrer Otto Frey (Mitte) mit Moderator Bürgermeister Thomas Kayser, Blaustein

Pfarrer Otto Frey vom Diakonieverband Ulm/Alb-Donau zeigte auf, dass Armut und damit verbunden Kinderarmut inzwischen in der Mitte der deutschen Gesellschaft angekommen ist, weil etwa Menschen mit dreijähriger Ausbildung wie Erzieher oder Krankenpfleger in Vollzeit so wenig verdienten, dass sie nur knapp über der Armutsgrenze lägen. Arm sei nach der WHO-Definition, wer weniger als 60 Prozent des Durchschnittseinkommens einer Gemeinschaft verdiene. Er betonte die schon vom Grundgesetz vorgegebene Verpflichtung, sich für die Armen einzusetzen. Der Hauptpunkt wie sich Armut in Deutschland äußere sei weniger die materielle Not – „niemand verhungert hier“-, sondern die mangelnde Teilhabe an der Gesellschaft. „Ich bin ein großer Gegner direkter finanzieller Zuwendung an die Eltern. Was wir verstärkt brauchen sind gute Einrichtungen“, betonte der Pfarrer. Bei der Diskussion warf Immanuel Kögler ein, dass es Armut auch als Mentalität gebe, die zur Folge die Untätigkeit der Betroffenen habe. Armut sei kein Naturgesetz und es brauche einen umfassenderen Ansatz der Hilfe als nur Geld, so der Leiter des Lima-Kinderwerks. Eine Zuhörerin meinte, dass die seelische Armut bei Kindern oft schwerer zu erkennen sei, als die materielle. Die sei jedoch genauso schlimm und folgenreich.

 

Autorin: Margot Authenrieth-Kronenthaler

Ausstellung: Jugendliche fotografieren Gesichter der Armut

Ausstellungsfoto: überfüllter Briefkasten

Ausstellungsfoto

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